„Geist“-reiche Komödie „Da Himme wart‘ ned“ sorgt für heitere Abende
Mit einer großartigen Premierenleistung empfiehlt sich der Theaterverein Sarching mit ihrem diesjährigen Stück „Da Himme wart‘ ned“ allen Freunden humorvollen bayerischen Komödien. Unter Regie von Werner Heller erlebten die Premierenbesucher im ausverkauften Haus der Vereine ein emotionales Spiel der Gefühle – mal zu Heiterkeitsausbrüchen animierend, mal zu Tränen berührend. Aber auf alle Fälle hatte die „Geist“-reiche Komödie einen hohen Unterhaltungswert und die Akteure zeigten sich in Top-Form.
Zwischen Lachen und Weinen angesiedelt ist das neue Stück der Theatergruppe Sarching. Es trägt den Titel „Da Himme wart net“ und stammt aus der Feder von Markus Scheble und Sebastian Kolb. Das Mundartstück ist mit viel Komik und Kurzweil genau das Richtige für einen gemütlichen Herbstabend. Am Wochenende hat die Truppe damit im ausverkauften Haus der Vereine in Sarching einen tollen und verdienten Erfolg. Die Akteure gingen in ihren Rollen geradezu auf und begeisterten das Premierenpublikum zu langem Applaus. Und der tolle Applaus der Zuschauer war für die Sarchinger Akteure und alle, die im Hintergrund mitwirkten, auch der beste Beweis, dass sich die Mühen der vergangenen Wochen gelohnt haben. In den beiden Vorstellungen, am Samstag- und Sonntagabend, blieb kein Auge trocken, auch wenn es doch ein wenig zum Nachdenken anregte. Aber es machte auch die gekonnte und perfekte Mischung. Sphärische Klänge mit himmlischer Beleuchtung begleiten die sanfte Stimme (Werner Heller) aus dem Jenseits, die den Polizeibeamten Stelzl (Stefan Walig) ruft. Im Wartezimmer zum Einlass in den Himmel harrt Stelzl schon etwas ungeduldig aus. Bevor er seine Flügel erhalte und sich die Pforten zum Paradies auftun, müsse er noch eine Aufgabe auf der Erde erfüllen, macht ihm die himmlische Stimme klar. Er soll den soeben verstorbenen Schreinermeister Bömmerl (Ernst Heller) in den Himmel begleiten. Etwas enttäuscht ist der Stelzl schon über den Auftrag als Laufbursche für den „Spezialauftrag“, der ihm recht einfach erscheint. Der Auftrag erweist sich jedoch stündlich schwieriger als gedacht, denn schnell merkt Stelzl, dass Bömmerl ein ziemlicher Sturkopf ist. Der Schreinermeister will unbedingt vor seinem Einzug ins Paradies die Dinge auf Erden geregelt haben. Gerne hätt er sich noch von seiner Tochter Anna (Stefanie Heitzer) verabschiedet. Als „Geist“ kann er jedoch weder gesehen noch gehört werden und somit auch nicht –zur Freude des Publikums – ins Geschehen eingreifen. Außerdem platzt zur Beerdigung die schmarotzende Verwandtschaft ins Haus, die sich wie die Geier auf ein lukratives Erbe stürzt. Schreinermeister Bömmerl hatte kurz vor seinem Tod im Lotto gewonnen – eine sensationelle Nachricht, von der seine verzweifelte Tochter nichts ahnt, wohl aber der habgierige Vetter Froschmeier samt Ehefrau (Robert Bischoff und Rita Murr). In diesen schicksalhaften Stunden müssen die unsichtbaren Geister der beiden Verstorbenen den Intrigen im Wohnzimmer des Bömmerl hilflos zuschauen. Doch die Rettung naht in Gestalt der Schellnberger Resi (Elfriede Reichl), einer Schnapsdrossel, die kräftig einem anderen Geist zuspricht: dem Himbeergeist. Und noch jemand glaubt an Geister: die Haushälterin Finni (Karin Eckl), glühende Verehrerin vom Schreinergesellen Emmeran (Markus Heller), der aber den mystischen Schwärmereien keinen Glauben schenkt. Dass sich das Finale zur Geisterstunde abspielt, liegt angesichts der geistreichen Komödie auf der Hand. Sie lässt es außerdem zur Freude des Publikums zum Happy End kräftig spuken, der Lottogewinn kommt in die richtigen Hände und Bömmerl kann „spirituell“ über Resi von seiner Tochter Abschied nehmen um dann endlich mit seinem „Geister-Kumpel“ Stelzl den Weg ins Paradies anzutreten. Den beiden „Frontmännern“ zuzuschauen war für die Zuschauer ein reines Vergnügen, wobei sich die beiden die Pointen gegenseitig zuwarfen und sich herrlich ergänzten. Auch alle anderen Laienspieler lebten ihre Rollen perfekt in Darstellung, Mimik und Gestik aus. Man konnte meinen, das Stück sei ihnen direkt auf den Leib geschrieben. Aber das herrliche Stück hatte für jeden der Besucher auch eine kleine versteckte Botschaft parat: „nicht lange warten, sondern seinen Lieben sagen, wie sehr man sie liebt und wie stolz man auf sie ist“. Denn wie in dem Stück der Polizeibeamte mit Hemd und Unterhosen beim Anziehen und der Schreinermeister im Nachthemd im Schlaf gestorben sind, führt es dem Publikum vor Augen: In so einem Fall wäre keine Zeit mehr dafür, denn „Da Himme wart‘ ned“. Für einen fulminanten Schlussapplaus sorgten am Ende des Schlussvorhangs noch einmal die beiden Geschwister Veronika und Susanne Reichl, die musikalisch ihr Resümee zogen und alle Akteure sowie auch alle die hinter der Bühne versteckt (wie Souffleuse Astrid Walig und die Maske mit Petra Doblinger und Karin Froschhammer und die Technik) für eine gelungene Premiere sorgten. Wer die herrlich „geistreiche“ Komödie nicht versäumen möchte, hat noch einmal die Möglichkeit am kommenden Samstag und Sonntag, jeweils um 19.30 Uhr im Sarchinger Haus der Vereine. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Bäckerei Wendl und Gutsbrennerei Heitzer sowie an der Abendkasse. Reservierungen sind auch bei Familie Murr unter Tel.-Nr.: (09403) 4591 täglich von 18 Uhr bis 20 Uhr möglich.
© Christine Kroschinski – Donaupost