Monatliche Archive: November 2016


Theaterverein sorgte für heiteren Abend

Humorvollen Schwank „Breznknödl-Deschawü“ aufgeführt – Zeitschleife oder hinterhältiges Spiel?

Mit einer großartigen Premierenleistung empfiehlt sich der Theaterverein Sarching mit ihrem diesjährigen Stück „Breznknödl-Deschawü“ allen Freunden humorvollen bayerischen Komödien. Unter Regie von Werner Heller erlebten die Premierenbesucher im ausverkauften Haus der Vereine eine spritzige Inszenierung, bei der herzlich gelacht wurde, als der arme Heimatschriftsteller Ignaz Igl (Markus Heller) immer wieder denselben Tagesablauf miterlebte.
Angelehnt an die vielfach prämierte Filmkomödie „Täglich grüßt das Murmeltier“, in welcher der Hauptdarsteller in einer Zeitschleife festsitzt und immer denselben Tag erlebt, war das neu inszenierte Stück der Sarchinger Theatergruppe. Es trägt den Titel „Breznknödl-Deschawü“ und stammt aus der Feder von Ralph Wallner. Das Mundartstück, mit viel Komik und Kurzweil, ist genau das Richtige für einen gemütlichen Herbstabend. Am Wochenende hatte die Truppe einen tollen Erfolg. Die Akteure gingen in ihren Rollen geradezu auf und begeisterten das Premierenpublikum zu langem Applaus. Und der tolle Applaus der Zuschauer war für die Sarchinger Akteure und alle, die im Hintergrund mitwirkten, auch der beste Beweis, dass sich die Mühen der vergangenen Wochen gelohnt haben. In den beiden Vorstellungen, am Samstag und Sonntagabend, blieb kein Auge trocken. Wie der Protagonist aus der Kultkomödie mit Bill Murray, scheint auch Ignaz Igl (Markus Heller), ein Heimatromanschreiberling in einer Zeitschleife festzusitzen.

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Armer Schriftsteller
Der „bayerische Schiller“ setzt sich jeden Morgen hinter seine Schreibmaschine, findet keinen richtigen Anfang und ruft nach seiner Schwägerin, die ihm sein Mittagessen servieren soll. „Pfundig! Mei Leibspeis! Breznknödl!“, freut sich der verwitwete arme Heimatroman-Schriftsteller, als ihm Emerenz mit einem kräftigen „Hatschi“ und vielen Nasentröpferln das Essen serviert, mit der geschenkten Soße der Dorfratsch’n Betbichlerin (Karin Eggl). Und so grantelt er dahin: „Zwoa Minuten nach zwölfe!“ – und schon war man mitten drin im lustigen Schwank „Breznknödl-Deschawü“. Der Zuschauer erfährt, dass ein „Deschawü“ das Gefühl sei, eine Situation schon einmal erlebt zu haben, für Bayern: „Da gleiche Schmarrn wia gestern scho“. Während am ersten Tag die Euphorie beim Witwer über solch einen kulinarischen Genuss überaus groß ist, setzt bereits am zweiten Tag eine gewisse Sättigung ein – mit großartig gespielter Steigerung bis zum Tag 18. Zuerst reagierte der im Tagesablauf Gefangene mit selbstironischem Galgenhumor, der sich zu bohrender Verzweiflung bis hin zum gellenden Urschrei steigerte. Jeden Tag muss der Ignaz auch den Ehegelüsten seiner Tochter Hanni (Stefanie Heitzer), die partout den reichen Pferdebauern Rosser Flori (Stefan Walig) heiraten möchte, Absagen erteilen. Täglich will der etwas begriffsstutzige Bürgermeister und Brauer Hopfmoser (Ernst Heller) dem armen Poeten seine „Himmelschlüsselwiese“ zum Wohle der Allgemeinheit abschwatzen und täglich zur selben Zeit haut sich der pfiffige Fips (Christopher Dirrigl) seinen Kopf am Fensterstock an, bevor er mit Heißhunger die Breznködl vom Ignaz verputzt. Die Frage in der Komödie ist nur, ob Ignaz Igl tatsächlich in einer Zeitschleife festsitzt und langsam verrückt wird, oder ob mit ihm ein hinterhältiges Spiel getrieben wird. Eine nicht unerhebliche Rolle in dem überaus amüsanten und kurzweiligen Stück spielen die beiden Dorfratsch’n Gschaftlingerin (Rita Murr) und die frömmelnde „Betbichlerin“. Die zwei tauchen just beim „Deschawü“ auf, wo sie gar nicht sein dürften. Doch bis es endlich soweit ist, dass die ganze verwickelte Angelegenheit aufgeklärt ist, die Hinterfotzigen das Nachsehen haben, und der Ignaz endlich wieder in sein normales Leben ohne Zeitschleife – und ohne Breznknödl – zurückkehren kann, wird es erst mal noch aufregend und dramatisch.
Für einen fulminanten Applaus sorgten am Ende des Schlussvorhangs noch einmal die beiden Schwestern Veronika und Susanne Reichl sowie Tobias Doblinger, mit ihrer hervorragenden musikalischen Einlage. Applaus gab es am Ende aber nicht nur für die Akteure, sondern auch für alle, die hinter der Bühne versteckt wie Souffleuse Astrid Walig, Maske mit Petra Doblinger und Karin Froschhammer und die Technik für eine gelungene Premiere sorgten.

©Christine Kroschinski